Also ich bin zwar weiß Gott keine Biologin und alles andere als eine Naturwissenschaftlerin, aber trotz allem faszinieren mich die vielen Pflanzen und bunten Blumen auf der Insel einfach total! Ich bin daher der Meinung, dass ihnen ein Eintrag gewidmet werden muss! Außerdem steht La Réunion ja auch für seine große exotische Pflanzen- und Tiervielfalt...
Ich kann Euch bei den meisten Pflanzen leider nicht mal sagen, um was für eine Art es sich genau handelt, aber ich finde sie einfach nur wunderschön und will euch an diesem Anblick, den mal sowohl beim Gang durch die Straßen in der Stadt, als auch beim Wandern im Inneren der Insel erhält, teilhaben lassen.
Und für alle die sich noch ein bisschen für die Geschichte der Insel interessieren: bitte bis zum Ende lesen!
Viel Spaß beim Anschauen :-)
Riesen große und unglaublich viele Datura Bäume gab es im Cirque de Salazie! (Dass es sich dabei um eine Datura handelt, wusste ich sogar selbst. Okay zugegeben auch nur weil wir so eine im Garten stehen haben und Mama hellauf begeistert war von den riesigen Bäumen.)
Ein Papaya Baum gegenüber meiner Wohnung.Und dann wären da natürlich noch die zahlreichen riesig großen Zuckerrohrplantagen, die sich hauptsächlich im Nordosten und im Südosten der Insel befinden, wo das Klima feuchter ist. La Réunion steht schließlich für seinen Zuckerrohr- und Vanilleanbau.
Die Entdeckung der künstlichen Befruchtung von Vanillepflanzen wurde übrigens im Jahr 1841 durch den Sklaven (!) Edmond Albius im Alter von gerade einmal 12 (!) Jahren, entdeckt. Nach dieser Entdeckung durch ihn, erobert die berühmte "Bourbon-Vanille" die Welt.
Dank eines Literaturkurses, den ich hier belegt habe, habe ich auch ein bisschen was über die Zeit der Sklaven auf der Insel gelernt.
Zugegeben habe ich den Kurs eigentlich nur notegedrungen belegt und als ich gelesen habe, dass es um die Literatur der Sklaven (um genau zu sein der "Marrons", welches eine Bezeichnung für geflüchtete Sklaven ist) auf La Réunion geht, war ich zuerst etwas skeptisch. Mittlerweile hat sich mir aber das Gegenteil bewiesen.
Zuerst einmal habe ich bemerkt, dass ich peinlicherweise gar nichts über die Zeit der Versklavung auf La Réunion wusste - ja Schande über mein Haupt! Und das obwohl ich hier nun schon seit über zwei Monaten lebe...
Dank des Buches, "Les Marrons", dass ich für mein Dossier lesen musste, und auch dank des Landeskunde Kurses, den wir seit Mitte Oktober haben, habe ich nun einiges über diese doch sehr grausame Zeit gelernt und will auch hier ganz "kurz" etwas darüber und über die Entdeckung der Insel schreiben. Das gehört meiner Meinung nach auch dazu und vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen.
Im Folgenden habe ich die meiner Meinung nach wichtigsten Etappen aufgeschrieben. Die Geschichte der Insel ist natürlich deutlich größer und komplexer vor allem in Bezug auf die Sklaverei und die Politik.
Die europäische Kolonisierung des indischen Ozeans begann im Jahr 1498 durch den Portugiesen Vasco da Gama, der als erster Europäer auf seiner Schiffreise an der südlichen Spitze von Afrika schließlich die Ostküste Afrikas sowie auch Madagaskar erforschte. Kurze Zeit später begannen dann auch Holländer, Engländer und Franzosen den indischen Ozean zu erforschen und zu kolonisieren.
Der portugiesische Seefahrer Pedro Mascarenhas entdeckte am 9. Februar 1512 die nach ihm benannte Inselgruppe der "Maskarenen". Die Maskarenen setzen sich aus La Réunion, Mauritius und der zur Mauritius gehörenden Insel Rodrigues zusammen.
Der Name La Réunion ist natürlich erst viel später entstanden. Er nannte die Insel damals Santa Apollonia.
Im Jahre 1638 wurden die Maskarenen erstmals von Frankreich formell für sich beansprucht. Doch erst am 29. Juni 1642 landeten die Franzosen erstmals auf La Réunion, in Saint-Paul um genauer zu sein. Die Besiedlung ging damals nur schleppend voran.
Davor war La Réunion übrigens eine "île vierge", das heißt quasi eine "unberührte" Insel, denn La Réunion zählt zu den wenigen Inseln die von Menschen komplett unbesiedelt war, also vor ihrer Entdeckung keine Menschen auf der Insel lebten. Deshalb gibt es auch nicht den "Ureinwohner" Réunions, sondern viele verschiedene Menschen mit unterschiedlicher Abstammung und unterschiedlichen Kulturen.
1646 wurden zwölf Meuterer aus Fort Dauphin, einem kleinen Handelsstützpunkt auf dem Seeweg nach Indien für drei Jahre auf Réunion ausgesetzt. Am 7. September 1649 wurden sie nach Fort Dauphin zurückgebracht, wobei , Berichten zufolge, einige der Verbannten nur widerwillig zurückkehrten, da sie von der Insel so fasziniert waren. (Kann ich voll und ganz nachvollziehen!)
Der französische Gouverneur Étienne de Flacourt gab der Insel den Namen Île Bourbon, zu Ehren des französischen Königshaus der Bourbonen. Übrigens wurde die Insel schon damals in Reiseberichten wegen ihrer atemberaubenden und unberührten Natur gelobt und bestaunt.
Erst im Jahr 1663 schließlich besetzten die Franzosen die Insel komplett und machten sie zu einer Kolonie Frankreichs.
Die endgültige Kolonisierung der Insel begann mit der Ankunft der ersten französischen Siedler in Begleitung madagassischer Arbeitskräfte, die zwar offiziell noch nicht als Sklaven bezeichnet wurden, aber als Diener für ihre Herren arbeiten mussten.
Im Jahr 1667 wurde Saint-Denis, die heutige Hauptstadt von La Réunion gegründet. Im Jahre 1671 lebten 76 Einwohner auf der Île Bourbon, 1704 bereits 734.
Im Jahr 1718 begann der Anbau von Kaffee und somit auch eine Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs, jedoch aber auch eine Ausweitung der Sklaverei. Es wurden zusätzliche Sklaven aus Afrika, Indien und Madagaskar auf die Insel gebracht.
Von 1685-1848 war übrigens der so genannte "Code Noir" gültig, der von König Ludwig XIV. erlassen wurde und den Umgang mit den Sklaven regelte.
Für meinen Literaturkurs habe ich mir einzelne Artikel aus diesem Gesetzesbuch durchgelesen und was soll ich sagen... schrecklich, einfach nur schrecklich, wie dort über ein Menschenleben verfügt und bestimmt wurde! Ich fang' jetzt lieber nicht damit an einzelne Artikel zu zitieren, aber ihr könnt' Euch wahrscheinlich so ungefähr denken, was darin steht...
Im Jahre 1738 wurde Saint-Denis anstelle von Saint-Paul zur neuen Hauptstadt der Insel.
Die Wirtschaft boomte vor allem durch den Anbau von Kaffee und vielen unterschiedlichen Gewürzen. 1848, nur sieben Jahre nach Albius' Entdeckung der künstlichen Befruchtung von Vanillepflanzen, werden von der Insel bereits 50 kg Vanilleschoten nach Frankreich exportiert (50 Jahre später sind es 200 Tonnen, heute liegt die Produktion bei 30 - 40 Tonnen Schoten, denn das künstliche Vanillin ersetzt leider vielfach das Original).
Aufgrund der zahlreichen Zyklone, die auch heute noch zwischen Januar und Februar auftreten, wurden die Kaffee- und Gewürzplantagen vielfach zerstört und somit wurde die Landwirtschaft auf eine widerstandsfähigere und bis heute dominierende Kulturpflanze ausgerichtet: dem Zuckerrohr.
Im Zuge der französischen Revolution kommt übrigens auch die Diskussion über einen neuen Namen für die Insel auf. Am 8. April 1794 erhält die Insel anstelle der alten Bezeichnung den Namen Île de la Réunion – zu deutsch etwa „Insel der Zusammenkunft“ oder „Insel der Vereinigung“.
Die Frage um die Abschaffung der Sklaverei wird erstmals im Jahre 1795 diskutiert, als sich die Kolonialversammlung entgegen der Vorgaben aus Paris weigert die Sklaverei abzuschaffen.
Zu Beginn des Jahres 1800 versuchen die Briten übrigens mehrmals die Insel für sich zu beanspruchen wodurch es zu einigen Kämpfen zwischen Briten und Franzosen kommt und die Insel auch wieder ihren alten Namen Île Bourbon erhält. Am 9. Juni 1848 wird die Republik ausgerufen, die Insel erhält am 9. Juli wieder den Namen Île de la Réunion – dieses Mal, um ihre Einheit mit der französischen Nation zu symbolisieren.
Zu Beginn des Jahres 1848 leben 62.151 Sklaven auf La Réunion, die damit 60% der Gesamtbevölkerung der Insel ausmachen.
Am 20. Dezember 1848 wurde die Sklaverei auf La Réunion offiziell abgeschafft. Aber das eher nur auf dem Papier als in Wirklichkeit. Man suchte nach einer Lösung um weiterhin billige Arbeitskräfte aus Madagaskar und Ostafrika zu bekommen. So werden die Sklaven künftig als "Gastarbeiter" bezeichnet, die unter sehr billigen und schlechten Arbeitsverträgen eingestellt wurden.
1849 finden auf der Insel die ersten Wahlen mit allgemeinem Wahlrecht statt.
1860 hat die Insel bereits 179.190 Einwohner und am 21. April wird in Saint-Denis das Rathaus (hôtel de ville) eingeweiht.
Nach der Abschaffung der Sklaverei bleibt La Réunion noch bis 1946 eine französische Kolonie. Nach dem Zweiten Weltkrieg schließlich wird Réunion am 19. März 1946 als Überseedépartement (département d’outre-mer) und damit als integraler Bestandteil Frankreichs in die neu gegründete Vierte Republik integriert. Diese départementalisation beendet die Kolonialzeit auf Réunion und löst eine starke Modernisierung und beschleunigte wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Insel aus. Durch die rasante Modernisierung musste möglichst schnell neuer Wohnraum geschaffen werden, was sich leider am Stadtbild von Saint-Denis abzeichnet: statt schöner "cases créoles" (=kreolische Häuser) sieht man heute in den Randvierteln leider hauptsächlich Hochhäuser im Plattenbaustil und in der Innenstadt enge und verbaute Straßen.
Die Natur auf La Réunion ist wirklich um einiges sehenswerter!
Mit dem Vertrag von Amsterdam 1997 erhält Réunion innerhalb der Europäischen Union einen Sonderstatus als „Region in äußerster Randlage der Union“ (région ultra-périphérique) mit diversen Handelserleichterungen zur Förderung der Wirtschaft, was die Insel auch leider nötig hat. Die Arbeitslosenrate auf der Insel beträgt etwa 40%.
Und für alle, die es noch nicht wissen sollten: ich zahle auf der Insel folglich mit Euro, ich mein ich bin ja auch rein politisch und administrativ gesehen in Frankreich! Was den Rest betrifft hat es jedoch nicht all zu viel was von Europa...
Ups... beim hochscrollen habe ich gerade bemerkt, dass es doch länger geworden ist als ich eigentlich geplant hatte!
Aber irgendwie finde ich es doch wichtig, etwas über die Geschichte der Insel zu wissen, auf der man längere Zeit lebt, zumal ich die Geschichte La Réunions total spannend finde.
Lustig wie ich mich gekonnt um mein Uni Dossier drücke aber hier die Tasten zum glühen bringe...Vielleicht sollte ich mal nachfragen, ob ich das hier als Dossier einreichen darf?!
Also, ich mach mich mal wieder an die Arbeit, habt einen schönen Tag!
Bisous,
Sabrina
Quellen:
-Reiseführer
-Landeskundekurs
-Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_R%C3%A9unions#Restauration_und_Abschaffung_der_Sklaverei )
Das war der beste Geschichtsunterricht seit langem! ;-) Danke! Ich wusste ja nicht mal, dass die Insel schon mal Île Bourbon geheissen hat... (ist ja auch schon ein paar Donnerstage her ;-) und Geschichte hat mich in der Schule nicht so interessiert).
AntwortenLöschenDafür kenn ich Bananenblüten-Salat - sehr lecker :-). Und einen Papaya Baum hätte ich auch gern im Garten - das ess ich so gern wie Mangos (wachsen die auch auf Mauritius?) :-)
Liebe Grüsse
Conni
Ich dachte mir nämlich auch, dass wahrscheinlich die wenigstens meiner Leser (oder gar niemand) wirklich was über die Geschichte der Insel wissen (wozu ich mich ja bis vor kurzem auch noch gezählt habe :-D ) und es vielleicht deshalb ganz interessant sein könnte :-)
LöschenIch kenne die Bananenblüten bis jetzt nur aus einem Salat in dem auch noch andere Sachen mit drin' waren, aber da hat es mir auch sehr gut geschmeckt!!!
Du meinst ob die Mangos auch auf La Réunion wachsen, oder? Ja sie wachsen auch auf La Réunion, genau so wie Litschis und ab Dezember geht die Saison dafür los und ich freue mich schon wahnsinnig darauf, weil ich liebe Mangos und Litschis einfach total!!! Mhhhh ... :-)
Liebe Grüße zurück
Deine Sabrina
Ja, natürlich La Réunion ;-), sorry...
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